Was sagen andere über unser Projekt?
Einverleibung
Heute um diese Stunde
hebt hier und jetzt der Fasching an. „Fasching“ bezeichnet die bekanntermaßen
lustige Realität, aber ungenau. Treffender das weltumspannende Wort Carneval.
Es gilt für Rio, Waidmannsdorf bis Villach, Köln, Nizza und überhaupt.
„Carneval“, hören wir
genau hin was dieses Wort bedeutet: „Carne“ ist das Fleisch. „Vale“ Abschied,
Servus, Pfiati, hallihallo.
Eben für meinen
Hausgebrauch benütze ich sehr gerne den Abschiedsgruß „Servus Fleisch“. Wir
sagen dem Fleisch Ade. Das kommt aus dem Portugiesischen Adeus. Also zum
Ursprung aller Dinge der sichtbaren wie der unsichtbaren. Was immer existiert
„kommt heim“. Wie es im Text des Requiems heißt: „Omnis Caro Ad Te Veniet“. Zu
dir kommt alles Fleisch.
Was bleibt uns übrig vom
Festmahl des Erdenlebens, das wir genossen haben? „Die Spur vom Bratensaftl,
die Gräten vom Branzin, die Muschelschalen, eine süße Erinnerung an
Grantenschleck. Und was bleibt uns übrig als letzte Spuren, die wir konserviert
haben. Etwa unter Plexiglas, oder Glas für die Ewigkeit?
Vorige Woche hat uns
Daniel Spoerri seine carnevalistische Antwort gegeben, indem er im Andenken an
genossene Festmahle diskret verschieden ist. Konservierung für die Ewigkeit?
Das wir nicht lachen,
weil der Anspruch ist doch tatsächlich lächerlich, eben carnevalistisch. Und
deshalb tatsächlich ein Grund zum Lachen.
Übrigens - was bleibt
uns von unserer Leiblichkeit übrig? Der „Boandlgramer“ (Bayrischer Tod) hat
seinen Rausch vom Kirschengeist ausgeschlafen und obliegt wieder seiner
Berufung. Wir wissen es eh, früher oder später werden wir zu einem ultimativen
Striptease veranlaßt, wenn das Gwand futsch ist, bleibt die Haut, ein paar Kilo
Fleisch und halt ja, das Beingerüst. Auch dieses zerbröselt früher oder später
zu Staub. Zu jenem Material, aus dem wir geformt sind.
Mit Wasser vermischt,
ergibt das Lehm. Und so geht es mit allem was wir halten wollen, was wir
behalten wollen. Verwundert sahen wir im Fernsehen den Luftsprüngen und Hopsern
des Elon Musk und des Donald Trump zu. Letzterer tänzelt wie ein Gigolo und hinter
ihm hupft Elon Musk. Das hat ihm bald Kamala Harris abgeschaut, denn auch sie hat zu hupfen angefangen, bei
ihrem letzten Wahlkampfauftritten.
„Einer wird gewinnen“ oder realistischer „keiner
wird gewinnen“.
Und nun ist der Mensch
am Ende doch was er ißt? Werde ich als Veganerin oder Veganer dann vielleicht
zur Karotte? Oder zu einem deliziösen Stück Tofu oder transmutiere ich zum
Rindvieh, wenn ich mir ein saftiges Steak gönne oder gar zum Spanferkel – wir
kennen die entsprechende TV-Reklame, zum Tintenfisch wenn ich Calamari genieße…oder?
Zweifellos ist da etwas
dran. In Spurenelementen sind wir doch Erben von allem, was wir uns einmal
einverleibt haben. Vom Gulasch bis zum Apfelstrudel, von der Muttermilch bis
zum Wein, der uns beseligt. Erbe ist alles, Natur eben, wie sie halt so ist.
Gibt es sonst nichts als
die tristen Kreisläufe der „Natur“?
Woher aber überkommt uns
dann unser lebenslanges Heimweh, unsere angeborene Erinnerung an ein Paradies
„vor aller Zeit“?
Woher unsere Ahnung von
untilgbarer ererbter Schuldigkeit?
In der christlichen
Vision des Kosmos, welche unsere Kulturen geprägt hat, wird uns eine
schwindelerregende Lösung angeboten: Da ist es doch möglich, dass der Mensch
den Urheber alles Existierenden einverleibt. Gott selbst bietet sich dem
Menschen zur Speise dar. Er wird zur Nahrung, zu „Wegzehrung“ wie man das über
viele Generationen nannte. Der Mensch soll Gott essen. Wär’s zu glauben vermag,
wäre demnach selig. Wer könnte ernstlich und daher carnevalistisch solches
bestreiten? Lachen wir doch über die seligen Vergänglichkeiten und über die
Vergänglichkeit der Vergänglichkeit. Feiern wir „Servus Fleisch“ wie die toten
Seelen auf dem Friesacher Totentanz und freuen uns auf das endlose Gastmahl, wo
die Tische sich biegen und der Wein in Strömen fließt. Und nehmen wir unsere
leeren Teller mit.
Ein fröhliches
hallihallo und Prost, Mahlzeit.
Der 11. November ist eine Art Faschingsdienstag,
denn früher begann am 12. November die sechswöchige Vorbereitungszeit
auf das Weihnachtsfest. Das war eine Fastenzeit. Daher musste man zuvor
noch einmal richtig feiern, und das geschieht am 11. November. Zu Recht
wird am heutigen Tag das Faschingswecken veranstaltet, bei dem die
Faschingsgilden zusammenkommen und wissen, dass ihnen in den nächsten
Tagen Arbeit bevorsteht. Bis Weihnachten müssen sie das Programm für die
Faschingszeit im Jänner und Februar geschrieben haben. Dazu passen auch
die leeren Teller, die auf eine wunderbare Speise verweisen, die jemand
mit Genuss verzehrt hat. Das sind richtige Kunstwerke. Eine großartige
Idee von Reinhard Eberhart erklärt mit diesen leeren Tellern das Fest
des 11. Novembers und weist schon auf die weihnachtliche
Vorbereitungszeit hin. Ich bin mir unsicher, ob all die Essenden auch
zuvor gebetet haben, wie es sich für einen guten Christenmenschen
gehört. Daher möchte ich ein Segensgebet nachholen: Lieber Gott ich hab‘ vergessen, dir zu danken vor dem Essen. Der Bauch ist voll der Teller leer, so dank ich dir halt hinterher. Amen.
Noch einmal danke ich dir für diese tolle Idee und die gelungene Umsetzung.
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